Digitale Diamanten KW21 - AI-Steuer für alle!

Steuertricks für alle, Low-Performer Jeff Bezos und Vordenker Weselsky

Was für eine AI-Woche!

Die verschiedenen Demo-Videos rund um die Veröffentlichung von ChatGPT-4o sind in meiner “Bubble” absolut viral gegangen. Wir probieren alle den ganzen Tag rum und aus und hin und her. ChatGPT jetzt als eigenständige App auch auf dem Computer und jede Menge neue Features. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei all den Neuerungen bald selbst nicht mehr mitkomme.

Was ist im letzten Jahr alles passiert?

Inzwischen gibt es die KeyNote von Philipp “Pip” Klöckner auf youTube, die ich hier gerne empfehle. Pip zeigt noch einmal sehr schön auf, was im letzten Jahr alles passiert ist.

Wo geht die ganze Kohle hin?

Eine Entwicklung, die wir so ein bisschen zwischen den Zeilen erkennen, ist die Frage, wo eigentlich das ganze Geld hingeht, das mit KI verdient wird. Noch verdienen Beratungsfirmen wie Accenture (Link) das meiste Geld mit KI, aber schon bald wird die Wertschöpfung zu Firmen wie Google und openAI oder Microsoft wandern. Die großen amerikanischen Tech-Firmen sind inzwischen die Hauptinvestoren in der KI-Welt, und damit ist klar, wo das ganze Geld am Ende landen wird.

Wir alle werden KI-Steuern zahlen!

Ich zahle schon seit über einem Jahr ChatGPT-Premium, wie viele andere auch. Es ist eine Art KI-Steuer, die ich zahle, um an der künstlichen Intelligenz voll teilhaben zu können. Irgendwann wird es uns allen in Unternehmen so gehen, wenn wir Budgettöpfe in Microsoft Co-Pilot versenken.

Das kennen wir seit Jahren bei den Marketingbudgets. Auch mein Arbeitgeber muss, um mitspielen zu können, einfach einen Teil des Umsatzes an Google oder Meta abgeben, um irgendwie im Online-Marketing mitspielen zu können.

Das Problem dabei? Dieses Geld verlässt unversteuert unsere Volkswirtschaft!

Der heiße Scheiß für diese Konzerne ist derzeit das “Double Irish Dutch Sandwich”, mit dem man im Grunde jede Form der europäischen Besteuerung umgeht. Hier ganz gut erklärt von Hedgefonds-Henning und kommentiert von “Thomas von Finanzfluss”:

Warum machen die das? Voll asi?

Man fragt sich, ob das immer so sein wird, dass diese Konzerne keine oder kaum Steuern zahlen? Ich sage ja. Schlupflöcher zu schaffen und zu nutzen geht meist viel schneller als sie zu stopfen. Dazu sind die Vorstände sogar gesetzlich verpflichtet, denn sie müssen im Sinne der Aktionäre den Gewinn maximieren. Eine “gerechte Besteuerung” zu ermöglichen, ist nicht Aufgabe der Vorstände. Ich glaube nicht, dass die Politik das lösen kann und ich glaube, dass dieses Verhaltensmuster von Weltkonzernen etwas ist, womit wir leben müssen.

Das heißt, Deutschland bekommt nichts und es gewinnen nur die Eigentümer dieser Weltkonzerne. Dann liegt die Lösung doch auf der Hand, oder?

Lösung liegt auf der Hand

Natürlich gilt wie immer: Keine Steuerberatung, keine Rechtsberatung, keine Kaufempfehlung für Aktien, aber die sinnvollste Methode, um selbst von der KI zu profitieren, ist der übliche Gang in den Welt-ETF.

Natürlich kann man sich einreden, dass man genau weiß, auf welches Pferd man setzen muss, weil man einfach genau spürt, wie oft sich nVidia noch verdoppeln wird.

Ich bilde mir das nicht ein und kaufe stattdessen stumpf den Vanguard FTSE-All-World. So liegt meine Altersvorsorge derzeit bei 4,29% in Mircosoft, 2,94% in nVidia, 2,23% in Google, 1,4% in Meta... Man sieht, ich bin voll im KI-Hype drin und muss nichts dafür tun!

Auf staatlicher Ebene ist die Aktienrente irgendwie eine Totgeburt und ich persönlich glaube nicht mehr daran, also sind wir alle gefragt!

Low-Performer Jeff Bezos mit guten Ideen

Dass Jeff Bezos angeblich keine besonders produktive Morgenroutine hat, haben wir vorletzte Woche🔗 schon gelesen. Jakob🔗 bemerkte richtig: Was für ein Low-Performer. Was der wohl für Kohle machen könnte, wenn er die richtige Einstellung hätte?

Diese Woche habe ich einen schönen Ausschnitt aus seinem Lex-Friedman-Interview entdeckt. Darin beschreibt Bezos die Meetingkultur bei Amazon und betont, dass es sein Ziel ist, eine Kultur zu etablieren, in der der Jüngste immer zuerst spricht. Mit anderen Worten: Wenn ein Praktikant im Meeting ist, soll er als erster seine Ideen äußern. Wenn Jeff anfängt, plappern alle nach - wenn auch unbewusst. Die wichtige Fähigkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden, verkümmert dann.

Voraussetzung für eine solche Kultur ist natürlich, dass sich auch jeder Junior traut, Vorschläge zu machen und dass die Company den Mitarbeitenden eben auch die Freiheit gibt, mutige Entscheidungen zu treffen.

Alternativ hier das komplette Interview, falls Ihr Zeit mitgebracht habt:

Was ich an Weselsky positiv finde

Mein neuer Lieblingspodcaster Jakob ist in der letzten Folge von “links überholt”🔗 auf mein Feedback hin nochmal auf Claus Weselsky eingegangen und warum es sich lohnen würde, sein Interview, geführt von Thilo Jung, anzuschauen.

Nun muss man natürlich sagen, dass Weselsky und Jung zunächst einmal zwei Figuren sind, die ich meide wie der Teufel das Weihwasser. Aber da fängt ja das Spannende an! Schaffe ich es trotzdem, mir das Interview anzuschauen und Weselsky etwas Positives zu entlocken?

Zunächst einmal gibt sich Claus Weselsky große Mühe, dass ich mein Bild von ihm nicht ändere. Es schwingt wirklich in jedem Satz mit: “Die da oben sind total blöd und machen sich die Taschen voll.” - Ich weiß, dass gegen Weselsky in der Öffentlichkeit wirklich viel persönlich geschossen wird, aber ich finde die Argumentation “Die Gegenseite ist einfach nur dumm und gierig” immer so billig, dass es mir dann schwerfällt, einer ernsthaften Argumentation zu folgen.

So wird natürlich fleißig auf die böse Autolobby geschimpft, ohne dass sich jemand die Frage stellt, wie viele Millionen Familien in Deutschland in den letzten Jahrzehnten von der Automobilindustrie ernährt wurden. Ich verstehe ihre Rolle in der Volkswirtschaft mehr als gut.

Aktuellere Zahlen dürften nicht bedeutend anders sein

Gleichzeitig verstehe ich die versteckte Agenda hinter diesem Gewerkschaftskampf “GDL vs. EVG” nicht und Weselskys Vorstellungen von KI, autonomem Fahren und Gender wirken auch etwas aus der Zeit gefallen. Thilo Jung ist jetzt auch nicht der kritische Interviewer und Gegenpart, den Weselsky braucht. Fehlt eigentlich nur noch El Hotzo im Kreis der Arbeitsverweigerer.

Doch wo hat Weselsky Recht?

Die Bahn ist - vorsichtig ausgedrückt - am Arsch. Die Pünktlichkeitsquote ist katastrophal und auch meine persönlichen Bahnerfahrungen🔗 haben dazu geführt, dass ich inzwischen wieder Auto fahre.🔗 Eine unzufriedene Belegschaft mit freischwebenden Gewerkschaftsführern ist also weder Lösung noch Ursache des Problems, sondern nur ein Symptom. Dass ihnen über kurz oder lang die Leute weglaufen, ist auch nur ein Problem von vielen!

Kein Lokführer wird in den nächsten Jahren Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten haben, deshalb könnten solche Arbeitsbedingungen, wie sie Weselsky erkämpft hat, vielleicht sogar eine gute Idee sein, um mehr Leute für diesen Beruf zu gewinnen. Akzeptanz für das Streikrecht wird so aber jedenfalls nicht gesteigert, das ist auch klar.

Aber letztlich ist es scheißegal, was Weselsky macht. Der Eigentümer der Bahn, und das ist nun mal ein 100-prozentiges Staatsunternehmen, muss dieses Unternehmen in die Zukunft führen. Das ist noch ein langer Weg. Aber nicht nur wegen des Klimawandels ist dieser Weg alternativlos. Ich weiß nicht, ob wir es als Gesellschaft schaffen, unser Interesse an freien Autobahnen und schnellen Verbrennungsmotoren hinter einen zuverlässigen und klimafreundlichen Schienenverkehr zu stellen.

Insights der Woche

Zuerst einmal ganz, ganz herzlichen Dank an alle Leser dieses Newsletters, dass ihr letzte Woche🔗 nicht für dieses unsägliche Buch von David Döbele gestimmt habt. Ich habe mich bis etwa zur Hälfte durchgekämpft, dann habe ich es weggelegt. Es ist wirklich nur eine schlechte Aneinanderreihung von wikipedia-Artikeln über VC, PE und Consulting und die ständige Beschwörung, dass es nur ca. 10 gute Arbeitgeber auf der Welt gibt und der einzige Sinn des Lebens darin besteht, ein Teil davon zu sein. Ja, zugespitzt formuliert.

Gleichzeitig habe ich mir im Unternehmensregister🔗 einmal den Jahresabschluss der Firma “pumpkincareers GmbH” angeschaut, deren Geschäftsführer Herr Döbele ist. Da kann sich jeder sein eigenes Bild machen, 2022 war die Firma schon mit einer 3/4 Million verschuldet. Ich bin kein Experte in der Interpretation solcher Bilanzen, aber so wahnsinnig gesund kommt mir das auch nicht vor!

In der Abstimmung habt Ihr Euch für die Diamanten aus dem Buch “Das kleine Handbuch des Stoizismus” entschieden. Gerne stelle ich Euch nächste Woche meine Diamanten vor. Diese Woche war in der AI-Corner genug los ;-)

Wenn Ihr bis hierhin gelesen habt, dann hat es Euch vielleicht gefallen. Meldet Euch gerne mit Feedback oder leitet den Newsletter weiter!

Liebe Grüße

Alex